Ein Rückblick auf die Art Week Berlin
Bereits zum siebten Mal lud die Kunstszene der Bundeshauptstadt zu Kunstmessen, Preisverleihungen, Ausstellungseröffnungen und vielfältigen Sonderveranstaltungen ein. Hunderte von Galerien stellten ihre vielversprechenden künstlerischen Positionen vor. Mit großem Erfolg: Rund 120.000 Besucher zog die Art Week Berlin vom 26. bis 30. September 2018 an. Die Art Week gilt in Berlin als Höhepunkt der zeitgenössischen Kunst und bietet ihren Besuchern ein sehr umfangreiches und vielfältiges Programm.
Kunstplattform und Treffpunkt für in- und ausländische Kunstinteressierte
Die Art Week Berlin ist eine Kunstplattform, die unter ihrem Dach institutionelle und kommerzielle Akteure zusammenbringt und faszinierende Einblicke in private Projekträume und Sammlungen gewährt. Sie bündelt Kunstpreise, -messen und Ausstellungen, zieht aber nicht nur ein interessiertes Fachpublikum an, sondern Kunstinteressierte aus allen Teilen der Welt und natürlich auch Besucher aus der Hauptstadt. Auf der Art Week trafen sich Künstler, Sammler, Kunstliebhaber, aber auch Galeristinnen und Galeristen sowie Museumsdirektorinnen und -direktoren. Das Programm 2018 zeigte demzufolge auch sehr eindrucksvoll, wie facettenreich und lebendig die Kunstszene in Berlin ist.
Ein beeindruckender Querschnitt durch die Berliner Kunstszene
Das Herz der Berlin Art Week bildeten die beiden Kunstmessen, die an einem ganz besonderen Ort zu finden waren: Sowohl die "Art Berlin" als auch die "Positions Berlin" präsentierten ihre Galerien in den altehrwürdigen Hangars des Flughafens Tempelhof. Ursprünglich waren die Hangars nur ein Ausweichquartier und somit eine Notlösung, doch die lichtdurchfluteten hohen Hallen kamen bei den Veranstaltern bestens an. Bei den Gästen übrigens auch: Allein zur "Art Berlin" kamen mehr als 30.000 Besucher. Die "Art Berlin" ist eine Zusammenarbeit von "Art Cologne" und "abc art berlin contemporary" und stellte in erster Linie Einzelpositionen zeitgenössischer Künstler vor.
Im Hangar 4 des Flughafens durften sich die Besucher auf die Messe "Positions Berlin" freuen, die mehr als 70 Aussteller aus vielen verschiedenen Ländern präsentierte. Ein weiteres besonderes Highlight der Art Week war das "Berlin Masters", eine hochinteressante Talentschau für begabte junge Künstler(innen). Außergewöhnlich faszinierend präsentierte sich die Ausstellung «The World on Paper» im Palais Populaire der Deutschen Bank: Sie thematisierte auf bemerkenswerte Weise die Wiedergeburt des guten alten Mediums Papier, das im digitalen Zeitalter fast schon in Vergessenheit geraten war.
Und dann war da noch die mobile Kuppel auf dem Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg, die optisch an ein Planetarium erinnerte: Auf die Besucher wartete das Projekt «The New Infinity», das ganz neue künstlerische Formate zeigte. Für Kunstfreunde war die Art Week also der ultimative "Place to be", zumal auch an anderen Schauplätzen ein Höhepunkt den nächsten jagte.
Die interessantesten Highlights der Art Week Berlin 2018
Rund 200 Galerien, zwei bedeutende Kunstvereine, 15 Museen und Ausstellungshäuser, 20 Projekträume, elf Privatsammlungen und ein Theater: Das Portfolio der Art Week 2018 konnte sich wirklich sehen lassen. Doch welche Schauplätze waren eigentlich besonders sehenswert?
Für großen Andrang sorgten natürlich die Einzelausstellungen. Agnieszka Polska im Hamburger Bahnhof, Nicholas Nixon bei C/O Berlin, Lee Bul im Gropius Bau und Julian Charrière in der Berlinischen Galerie: Dies sind nur einige Beispiele für die außerordentlich hohe Qualität der Kunstwoche. Im Showroom der Berliner Privatsammlung Wurlitzer PTC erhielten junge Künstler mit der Ausstellung "AUFBRUCH - MEISTERSCHÜLER VON GREGOR HILDEBRANDT" eine Plattform, während Besucher im Rahmen einer Führung durch die SØR Rusche Sammlung Oelde/Berlin erleben konnten, wie niederländische Meister des 17. Jahrhunderts einen faszinierenden Dialog mit zeitgenössischer Kunst eingingen.
Liebhaber von Pop-Art und Comic kamen hier ganz besonders auf ihre Kosten, denn in der Privatwohnung des Sammlers Thomas Rusche wartete zwischen antiken Möbeln ein großartiges Werk von Neo Rauch auf Bewunderer. Einer der bekanntesten Vorläufer der Pop Art, William N. Copley, zog im Museum Frieder Burda | Salon Berlin das kunstinteressierte Publikum an. Mit dabei: Werke der südafrikanischen Videokünstlerin Candice Breitz. Die Ausstellung hatte sich unter anderem der momentan allgegenwärtigen "#MeToo"-Debatte angenommen und griff Themen wie sexuelle Ausbeutung und Diskriminierung von Frauen auf.
In diesem Zusammenhang ist ein Werk unserer Galerie übrigens besonders interessant: "First Love Then Work" von THS (Thomas Schostok) behandelt ebenfalls das stets hochaktuelle Thema Sexualität und lässt dem Betrachter jede Menge Interpretationsspielraum.
Mit der Berlin Art Week zurück in die Zukunft
Außergewöhnlich auch die Ausstellung "Back to the Future", eine gelungene Kooperation von C/O Berlin mit dem Fotografiemuseum Amsterdam (FOAM). Die Ausstellung trug den Untertitel "The 19th Century in the 21st Century" und widmete sich den Werken zeitgenössischer Künstler, die sich von der Fotografie des 19. Jahrhunderts inspirieren ließen. Dabei entstanden überraschende hybride Werke, die zum Staunen und Innehalten einluden. Zu den Künstlern dieser wirklich sehenswerten Ausstellung gehörten unter anderem Matthew Brandt, Spiros Hadjidjanos, Warren de la Rue, Thomas Mailaender und Anna Atkins.
Ebenfalls mit der Vergangenheit beschäftigt sich Jörg Döring in seinen früheren Werken. Der Künstler, mit dem wir bereits mehr als 20 Jahre zusammenarbeiten, ließ sich immer wieder von revolutionären Charakteren, charismatischen, ja fast schon ikonenhaften Persönlichkeiten sowie Comics inspirieren.
Auch das war die Art Week: abstrakt und avantgardistisch
Ganz anders präsentiert sich dagegen die rumänische Künstlerin Geta Bratescu, deren Werke während der Art Week Berlin im Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) zu sehen waren. Bei ihr dominieren abstrakte Werke mit grafischen Linien, Strukturen, Mustern und Flächen. Ob Grafiken, Zeichnungen, Collagen aus Stoff und Papier oder Rauminstallationen, die Künstlerin lässt bei ihrem avantgardistischem Schaffen immer wieder Fragen nach der menschlichen Identität, nach Geschichte und Erinnerung und auch nach dem weiblichen Geschlecht entstehen. Die beeindruckende Einzelausstellung war eine Kooperation des Neuen Berliner Kunstvereins mit dem Rumänischen Kulturinstitut Berlin.
Wer eine etwas weniger deklinierte Formensprache bevorzugt, findet vielleicht in den Werken von James Rizzi seinen Favoriten. Seine Bilder sind farbenfroh und fröhlich und laden immer wieder aufs Neue zum Betrachten ein. Ein Blick auf seine Kunstwerke ...und es stellt sich fast automatisch gute Laune ein.
Ein Fazit zur Art Week Berlin 2018
Die diesjährige Art Week war ein großartiges Kunstspektakel, das zahllose Besucher in seinen Bann zog. Und so mancher Gast, der zeitgenössischer Kunst bislang eher zurückhaltend und kritisch gegenüberstand, wurde eines Besseren belehrt. Sollten Sie die Kunstwoche verpasst haben: Keine Sorge, sie kommt im nächsten Jahr bestimmt wieder! Traumhaft schöne Kunstwerke und Bilder namhafter Künstler erhalten Sie ja schließlich das ganze Jahr über in unserer Galerie: zum Bewundern, Genießen oder auch als Vorfreude auf die Art Week 2019.