Otto Waalkes – Zwischen Witz und Wirklichkeit: „Coat Red“ und „Colourfant“

Otto Waalkes ist einem breiten Publikum vor allem als Komiker und Musiker bekannt – doch seine künstlerische Ader reicht weit darüber hinaus. In seinen Gemälden verbindet er Humor, Satire und feine Gesellschaftsbeobachtung mit malerischem Können. Zwei Werke, die dies eindrucksvoll unter Beweis stellen, sind „Coat Red“ und „Colourfant“.

Coat Red“ – Die Umkehrung des klassischen Aktmotivs

In dem Werk „Coat Red“ spielt Otto Waalkes mit einem der bekanntesten Motive der Kunstgeschichte: dem Akt im Atelier. Doch anstatt einer nackten Muse vor einem bekleideten Künstler kehrt Waalkes die Rollen um – mit typisch otteskem Augenzwinkern. Im Zentrum der minimalistischen Szene steht ein nackter Maler mit Basecap, der an einer Staffelei arbeitet. Vor ihm, auf einem kleinen Podest, posiert jedoch keine klassische Schönheit, sondern ein Ottifant im knallroten Daunenmantel, Sneakers und cooler Pose. Der Raum ist spärlich eingerichtet: kahle Wände, weiches Licht durch die große Fensterfront links, und der Fokus liegt ganz auf der absurden Szene in der Mitte. Die Bildkomposition wirkt bewusst zurückhaltend, fast steril – ein Kontrast zur skurrilen Präsenz des Ottifanten in Streetwear. Der subtile Witz liegt in der Umkehrung von Kunsttraditionen, gepaart mit einer liebevollen Hommage an den typischen „Ottifant“-Charme. Gleichzeitig könnte man in „Coat Red“ auch eine ironische Auseinandersetzung mit Modekultur und der heutigen Selbstdarstellung erkennen.

„Colourfant“ – Fantasie in voller Blüte

Deutlich verspielter und farbenfroher präsentiert sich das zweite Werk: „Colourfant“. Hier steht ein einzelner Ottifant im Profil im Mittelpunkt – doch dieser ist weit entfernt von seiner gewohnten grauen Schlichtheit. Stattdessen verwandelt sich sein Körper in ein ornamentales Feuerwerk aus geschwungenen Linien, floralen Mustern, Spiralen und leuchtenden Farben. Die Ohren gleichen stilisierten Federn, die an asiatische Maskenkunst oder barocke Verzierungen erinnern. Der Hintergrund bleibt schlicht in einem aquarellartigen Beigeton, wodurch die Details und Farben des Elefanten umso mehr hervortreten. „Colourfant“ wirkt wie eine Feier der Fantasie, ein Ausbruch aus den Grenzen des Gewohnten. Es erinnert an Kinderbuchillustrationen, Mandalas oder auch an psychedelische Kunst der 60er Jahre – jedoch stets mit der charmanten Naivität und Wärme, die Waalkes’ Figuren seit Jahrzehnten ausstrahlen. Dieses Werk ist ein Beweis für die kreative Wandlungsfähigkeit des Ottifanten und zugleich eine Einladung, den Alltag für einen Moment hinter sich zu lassen.           Otto Waalkes "Coat Red"                            Otto Waalkes "Colourfant" Fazit: Mit „Coat Red“ und „Colourfant“ zeigt Otto Waalkes zwei sehr unterschiedliche Facetten seines künstlerischen Schaffens. Das eine Werk pointiert, reduziert und voller leiser Ironie – das andere ein farbenfrohes Spiel der Formen und ein Fest für die Sinne. Beide eint jedoch die unverwechselbare Handschrift eines Künstlers, der es versteht, Humor, Nostalgie und Kunst auf ebenso liebevolle wie clevere Weise zu verbinden.