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Bilder von Janosch bei Zimmermann & Heitmann

Janosch wurde am 11. März 1931 im oberschlesischen Hindenburg, dem heutigen Zabrze, unter dem bürgerlichen Namen Horst Eckert geboren. Seine Elternhaus war katholisch geprägt, sodass vor allem die ersten Lebensjahre des Jungen durch die Religion dominiert wurden. Die Mitgliedschaft in einer jesuitischen Jugendgruppe empfand er als drückend und öde. Allerdings waren die Eltern auch sehr arm und konnten sich keine eigene Wohnung leisten. Familiäre Probleme waren an der Tagesordnung. Der Vater war regelmäßig betrunken und galt als gewalttätig. Die Mutter war mit dem Kind oft überfordert. Daher kümmerten sich die Großeltern des Jungen in den ersten Lebensjahren um ihn. Mit 13 Jahren nahm er eine Lehre als Schmied auf. Der Vater kämpfte im Zweiten Weltkrieg und kehrte erst 1946 nach Hause zurück. Aufgrund der Tatsache, dass die meisten Deutschen inzwischen aus Schlesien vertrieben worden waren, die Versorgungslage miserabel war und die Eltern über keine intakte Wohnung mehr verfügten, floh die Familie anschließend nach Westdeutschland. In den darauf folgenden 15 Jahren wohnte Janosch in Bad Zwischenzahn. Aufgrund seiner Tätigkeit in diversen Textilfabriken besuchte er eine Fachschule in Krefeld, wo er Zeichenkurse belegte, um Muster zu erstellen zu können. Dort kam er in Kontakt mit Gerhard Kadow, einem Schüler von Paul Klee. Durch diese Bekanntschaft wurde sein Interesse für die Kunst geweckt.
Janosch bei Zimmermann & Heitmann
Janosch bei Galerie Zimmermann & Heitmann
1953 siedelte er nach München über, um Kunst zu studieren. Er brach sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste jedoch nach einigen Semestern wieder ab und arbeitete fortan als freischaffender Künstler. Gleichzeitig begann er sich auch schriftstellerisch zu betätigen. 1960 veröffentlichte er sein erstes Kinderbuch mit eigenen Zeichnungen, „Die Geschichte von Valek dem Pferd“. 1970 folgte sein erster Roman „Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm“. Eine der bekanntesten der von ihm erfundenen Figuren ist die Tigerente. Das erste mal kam sie im Jahre 1978 im Kinderbuch „Oh, wie schön ist Panama“ vor. Die Tigerente ist eine hölzerne Spielzeugente mit Rädern, die an einer Schnur gezogen wird. Das Markenzeichen der Tigerente ist das schwarzgelb-getigerte Muster. Sie tritt meist zusammen mit anderen Figuren auf, wie dem kleinen Bären, Günter Kastenfrosch oder dem kleinen Tiger, dem sie gehört. Größere Bekanntheit erlangte die Tigerente durch den Tigerenten-Club, einer Fernsehsendung für Kinder, die auf ARD und KIKA gesendet wurde. Inspiriert wurde die Figur übrigens durch den Künstler F. K. Waechter.

Tigerenten

Tigerenten am Himmel der Galerie


1980 zog Janosch nach Teneriffa, um sich dort von einer Krankheit zu erholen. Allerdings gefiel ihm die Insel so gut, dass er dort bis heute seinen ständigen Wohnsitz hat, obwohl er zwischenzeitlich auch mit dem Gedanken spielte, in seine heute zu Polen gehörende Heimat zurück zu kehren. Zu Schlesien besitzt er noch immer eine tiefe Verbundenheit. Es ist ihm dabei auch egal, ob es nun unter deutscher oder polnischer Regierung steht. Er sieht sich sowohl als Pole als auch als Deutscher, da seine Vorfahren aus beiden Völkern stammen. Allerdings spricht er zu seinem eigenen Bedauern nur wenig Polnisch. 
Sein Verhältnis zur christlichen Religion ist heute sehr kritisch. Er hält das Christentum für eine verbrecherische Erscheinung. Inquisition, Missionierung, wiederholte Kindesmissbräuche und die Unterstützung der Nazis durch die katholische Kirche empfindet er als unvereinbar mit seinen moralischen Idealen. Er ist deshalb auch Mitglied der Giordano-Bruno-Stiftung, für die er diverse kirchenkritische Cartoons gezeichnet hat.


Seine größte Schaffensperiode war von den späten 70ern bis zur Jahrtausendwende. Es entstanden Bücher wie „Post für den Tiger“, „Ich mach dich gesund, sagte der Bär“, „Komm, wir finden einen Schatz“ oder „Ich liebe eine Tigerente“. Die Inspiration für seine phantasievollen Werke verdankt Janosch nach eigenen Angaben auch seinem exzessiven Alkoholgenuss in dieser Zeit.
Für sein Werk erhielt er mehrere Auszeichnungen, so etwa den deutschen Jugendbuchpreis und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Seine Kinderbuchfiguren lieferten zudem auch schon Motive für Briefmarken.

Tigerenten in der Galerie


2010 verkündete Janosch, sich von der Schriftstellerei verabschieden zu wollen, zumal er ohnehin nie Talent dafür gehabt hätte. Seitdem bestehe sein Tagesablauf aus Liegen in der Hängematte. 2013 kam es allerdings zu einem „Comeback“ in der ZEIT, für die er Zeichnungen lieferte. Insgesamt verfasste er über 150 Bücher, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden.
Obwohl heute vor allem als Autor bekannt, war er immer auch ein produktiver bildender Künstler gewesen. Die Bandbreite seiner Kunst reicht von Radierungen und Zeichnungen bis hin zu Aquarellen. In den vergangenen Jahren waren seine Kunstwerke in mehreren großen Ausstellungen in vielen deutschen Städten zu bewundern. Aktuelle Ausstellungen gibt es im Sommer 2016 unter anderem in Hamburg, Wien, Wiesbaden, Freiburg und Nürnberg zu sehen. Die Zahl seiner Kunstwerke geht in die Hunderte.
Generell fällt Janosch durch seine einfache Lebensführung und die Bescheidenheit gegenüber seinen eigenen Leistungen auf. Seine Kunst bezeichnet er gerne abwertend als „Gekritzel“.
2013 heiratete er seine langjährige Lebenspartnerin Ines. Aufgrund seiner traumatischen Kindheit hat er jedoch nie eigene Kinder in die Welt setzen wollen. Durch seine Kunst und seine Bücher möchte er Kindern Selbstbewusstsein, eine kritische Haltung gegenüber Autoritäten und Freude an den kleinen Dingen des Lebens vermitteln, allerdings ohne dabei belehrend zu wirken.