Druckgrafiken – Druckarten im Vergleich
Die künstlerische Druckgrafik ist ein wahres Kind der Hochrenaissance: Um 1400 zunächst aus reinem Pragmatismus entwickelt, verwenden bereits Tizian, Raffael und Michelangelo die frühen grafischen Techniken, um ihre Arbeiten zu vervielfältigen und ihren Wirkkreis zu vergrößern. In Deutschland ist es Albrecht Dürer, der den damaligen Holzschnitt perfektioniert. Seither haben sich aus dieser frühen Variante mit dem Flach-, dem Hoch-, dem Tief- und dem Siebdruck vier unterschiedliche Druckarten entwickelt, die alle ihre Besonderheiten haben.
Die Druckgrafik: Vom Gebrauchsgut zum künstlerischen Unikat
Als um 1400 die früheste grafische Technik in Mitteleuropa entwickelt wird, ist diese mitnichten für den künstlerischen Gebrauch gedacht: Der sogenannte „Einblattholzschnitt“ wird damals benötigt, um die wachsende Nachfrage nach (traditionell von Mönchshand gezeichneten) Andachtsbildern zu befriedigen, welche ein Gebrauchsgut im täglichen spirituellen Ritus darstellten. Bereits kurze Zeit später wird der Einblattholzschnitt durch den Kupferstich ergänzt, welcher – im Gegensatz zu seinem Vorgänger – nicht nur Weiß und Schwarz, sondern auch alle Schattierungen dazwischen abzubilden vermag. Aufgrund der detailreichen Darstellungsmöglichkeiten bleibt der Kupferstich bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts die bevorzugte Technik zur Buchillustration.
Wenige Jahrzehnte später werden sowohl der Holzschnitt als auch der Kupferstich mit Tizian, Raffael und Michelangelo bereits von Künstlern verwendet, für die die Druckgrafik nicht mehr nur Mittel zum Zweck, sondern eigenständige künstlerische Ausdrucksform ist. In Deutschland verhilft Albrecht Dürer der Druckgrafik zu Bekanntheit, indem er seine entsprechenden Arbeiten über den Buchhandel publiziert. Einer seiner berühmtesten Kupferstiche ist die Arbeit „Ritter, Tod und Teufel“ aus dem Jahre 1513. Noch einmal erweitert wird die grafische Technik mit der Erfindung der Radierung zu Beginn des 16. Jahrhunderts.
Bei der Radierung (siehe Bild: Satz mit 5 Farbradierungen) werden die Linien nicht mehr in mühevoller Kleinarbeit in die Druckplatte geritzt, sondern mittels chemischer Ätzung eingebrannt. Weniger präzise als der Kupferstich, gelingt es mittels der Radierung jedoch erstmals, den individuellen Zeichenstil abzubilden. Ein einheitlicher Flächenton gelingt erst mit der Erfindung der sogenannten „Schabtechnik“ zu Beginn des 17. Jahrhunderts, die rund ein Jahrhundert durch die technische Weiterentwicklung noch einmal vereinfacht wird.
Mit der Erfindung der Lithografie (dem ältesten bekannten Flachdruck) um 1803 ist die Druckgrafik beinahe bei ihrer heutigen Form angekommen. Die Lithografie leistet damals unter anderem der Verbreitung der Tagespresse entscheidenden Vorschub und sorgt so für einen schnelleren Informationsaustausch innerhalb Europas.
Der Vergleich: Vier Druckarten – vier künstlerische Ausdrucksformen
Der Begriff „Grafik“ (griechisch 'γραφική'/ 'graphiké') bedeutet so viel wie „die schreibende Kunst“ – womit bereits ihr wichtigstes Merkmal genannt ist: Sie arbeitet mit grafischen Mitteln. Genauer: mit Punkt, Linie, Fläche und Hell-Dunkel-Werten.
Bei den vier Druckarten Flach-, Hoch-, Tief- und Siebdruck kommen diese Mittel auf jeweils unterschiedliche Arten zum Einsatz:
Die Druckgrafik als künstlerisches Unikat
Bedenkt man, dass die Druckgrafik ihren Anfang als Mittel zur Vervielfältigung nahm, ist es umso erstaunlicher, dass heute jeder einzelne druckgrafische Abzug per definitionem als Original gilt. Begründet ist diese Betrachtung darin, dass die Einmaligkeit, welche für den Begriff des "Originals" unerlässlich ist, dadurch gegeben sei, dass der jeweilige Abzug Ausdruck jener Vorstellungen und künstlerischen Gedanken sei, die einzig und allein mit den technischen Möglichkeiten des Druckverfahrens überhaupt erst ausgedrückt werden könnten.