Udo Lindenberg - Der singende Maler
Der singende Maler
Udo Lindenberg ist ein Name, der seit langem in den Annalen der deutschen Musikgeschichte geschrieben steht. Hinter ihm verbirgt sich ein Mann, der uns bis heute mit seinen gesungenen Geschichten berührt. Mögen sie albern, frivol, melancholisch oder zynisch sein, es fällt schwer sich ihrer Wirkung zu entziehen. All die Annekdoten über Frauen, die Cello spielen, Sonderzüge nach Pankow und Herzen, die nicht zu reparieren sind, sie stammen geradewegs aus dem Leben und stehen trotz ihrer Alltäglichkeit immer einen Schritt jenseits der Realität. Wir finden uns schnell darin wieder und entdecken gleichzeitig etwas Wunderbares, das über die reine Wirklichkeit hinausgeht. Unsere komplizierte Welt wird auf einfache und doch geniale Weise neu inszeniert.
Beinahe klingt es, als handele es sich bei Lindenbergs Lieder nicht um Musikstücke, sondern um Bilder. Deshalb ist es weder ein Zufall, noch sollte es große Verwunderung hervorrufen, dass Udo Lindenberg nicht ausschließlich Texter und Musiker, sondern gleichsam Zeichner und Maler ist. Seit den 90er Jahren widmet er sich der bildenden Kunst. Kein anderer als Joseph Beuys ermutigte ihn dazu mit den Worten „Mach es einfach.“, denn jeder Mensch sei in allen Bereichen des Lebens ein Künstler. Lindenberg entwickelte schon bald einen ganz persönlichen Stil. Bis heute fertigt er erfolgreich seine viel beachteten Likörelle an.
Wie malt Udo Lindenberg seine Likörelle?
Die zugrunde liegenden Zeichnungen, die zumeist mit Hilfe eines groben Filzstiftes entstehen, erinnern an Comics oder Karikaturen. Ein Strich wird von Lindenberg ehrlich und schnell gezogen. Korrekturen gibt es nicht. Die schwarzen Linien sind alles andere als zaghaft, sondern, genau wie seine Texte, gerade heraus und manchmal unbequem. Wie das Wort Likörelle bereits erahnen lässt, muten die Werke zunächst wie Aquarelle an. Im krassen Gegensatz zur Zeichnung, sind die Farbtöne der Bilder eher pastellig und zart. Doch besonders in seiner abwechslungsreichen Farbpalette spiegelt sich der Charakter des Künstlers wider: Blue Curacao, Eierlikör, Grenadine, Banane grün und vieles mehr. Lindenberg malt mit Alkohol. Genauer gesagt mit Likör. Seine Affinität zum Rausch mag Ursprung dieser Idee sein, aber die Tatsache, das er an beinahe jedem Ort auf sein Werkzeug zugreifen kann, dürfte ebenfalls eine Rolle gespielt haben. „Ich arbeite mal an der Bar, mal im Studio, gern auch basisdemokratisch auf der Straße, oder im Taxi. Likörelle kann ich überall male, wo grad Liköre rumstehen.“
Der Stricher aus Hamburg
In seinen Bildern finden sich Figuren und Orte aus seinen Liedern, wie die Andrea Doria oder der Zug nach Pankow. Erotik spielt ebenfalls eine vorrangige Rolle. Geschminkte, wohlgeformte Frauen in Reizwäsche, es darf allerdings auch einmal Angela Merkel sein. Der Maler provoziert gerne. Besonders der Selbstdarstellung widmet er sich mit Hingabe und viel Selbstironie. Der Mann mit Schlapphut und Knollnase ist unverkennbar, ob es sich um den jungen, wilden Udo handelt oder den Erwachsenen, der im Takt einer riesigen Uhr lebt. Konsequente Striche und sanfte Farben skizzieren eine Welt, ähnlich der unseren, doch immer mit etwas Verborgenem. Die Werke tarnen sich als Aquarelle, und entziehen sich auf diese Weise einer bloßen Interpretation durch Betrachten. Frei nach den Udo Lindenbergs Worten: „Realität ist nur eine Illusion, die durch den Mangel an Alkohol entsteht.“