Udo Lindenberg: Die Entstehung seiner Likörelle
Das Multitalent aus dem Sonderzug nach Pankow: Seit rund 40 Jahren rockt, textet und schauspielert Udo Lindenberg sich nun schon durch die Städte dieser Welt. Vor rund 20 Jahren hat er damit angefangen, sein buntes Leben auf Leinwand zu bannen. Internationale Berühmtheit haben mittlerweile Lindenbergs "Likörelle" erlangt – das sind Aquarelle aus unterschiedlich farbigen Likören. Wie das geht? Ganz einfach: "Man nehme Blue Curacao fürs Blau, Mandarinenlikör fürs Orange ..."
Wenn am Abend der Künstler mit seinem Likörchen ...
Wir haben wohl alle schon auf Bieruntersetzer gekritzelt und mit ausgelaufenem Tequila bizarre Muster auf den Tresen gemalt. Udo Lindenberg hat das auch getan – unzählige Male, in unzähligen Städten und auf unzähligen Bartresen. Doch im Gegensatz zu uns, die wir unser "Kunstwerk" mit leichtem Schwindelgefühl verlassen und uns auf den Weg nach Hause gemacht haben, hat der Rocker das Ganze weiterentwickelt – und mit Likören kleine Bilder auf Papier gemalt. Da Likör nun ja eigentlich nicht zum Malen gemacht ist, zeigten die ersten Versuche eine ohnehin sehr matte Farbigkeit, die außerdem nicht von langer Dauer war. Doch Udo Lindenberg wäre nicht Udo Lindenberg, wenn er es dabei hätte bewenden lassen. Also hat sich der Mann mit Schlapphut und Sonnenbrille auf den Weg zu Profis der Weinbrennerei gemacht und gemeinsam mit ihnen die sogenannten "Likörfarben" entwickelt, die gut malbar, farbintensiv und vor allem haltbar waren. Der Meister selbst sagt hierzu: "Ich bin halt gern Erfinder. Mein großes Vorbild ist ja auch Daniel Düsentrieb!"
Das Verfahren zur Herstellung dieser Farben hat der "Panikrocker" mittlerweile patentieren lassen. Lindenbergs Likörelle, in denen er neben "typischen" Rocker-Themen wie Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll auch politische und zwischenmenschliche Themen verarbeitet, sind heute international berühmt und zählen (in Deutschland) zu den teuersten Kunstwerken überhaupt. Dass bei der Entstehung seiner Bilder womöglich auch das eine oder andere Glas seine Kehle hinunter, statt auf die Leinwand geflossen ist, daraus macht das Multitalent keinen Hehl.
Von der extrovertierten und lebenslustigen Haltung Lindenbergs zeugen u.a. Bilder wie „Woddy Wodka“ (siehe Bild 1) und „Panic Porsche Power“, die Sie auch bei uns in der Galerie entdecken können (Bild 2).
Die Lindenwelt: Ein Universum voller Schlapphüte
Genau wie seine „Udogramme“, die kleine Männchen und Frauen mit übergroßen Schlapphüten zeigen, sind auch Lindenbergs Likörelle vor allem eines: Selbstdarstellung. Das ist tatsächlich aber weniger egozentrisch als man denken könnte, denn der ehemalige Panikrocker hat sich in den 40 Jahren seines öffentlichen Lebens als Gesamtkunstwerk inszeniert – und zu diesem Kunstwerk zählen auch seine Bilder. Entsprechend „wimmeln“ auch die Likör-Zeichnungen von zweidimensionalen Comic-Udos mit Hut, Sonnenbrille und Sektkelch. Garniert sind seine Kreationen mit Songzitaten, Tournee- und Albentiteln sowie anderen Perlen aus der Lindenwelt. Die gesammelten Kreationen erscheinen regelmäßig im sogenannten „Lindenwerk“, dem Standardwerk für die Kunst des Entertainers.
Seit 2009 gibt es Lindenberg sogar zu trinken: Inspiriert durch die bunten Likörelle hat die Traditionsbrennerei „Weisenbach“ im malerischen Schwarzwald die Serie „Leckerelle“ auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um Edellikör-Kompositionen aus naturreinen Zutaten in einer wahren Fülle fruchtig-süßer Sorten. Der Gag an dem Ganzen: Die süße Sünde wird in Flaschen abgefüllt, die als Markenzeichen den berühmten Schlapphut des Künstlers tragen. Lindenberg selbst ist an dem Projekt insofern beteiligt, als dass von jeder verkauften Schlapphut-Flasche ein nicht geringer Betrag in die Udo-Lindenberg-Stiftung fließt, welche Hilfsprojekte in den ärmsten Regionen der Welt unterstützt und sich außerdem für die Förderung junger Nachwuchstalente einsetzt.