Informationen über Mel Ramos
Mel Ramos
Der am 24. Juli 1935 im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien geborene Künstler Mel Ramos gilt als letzter Überlebender der amerikanischen Pop-Art Kultur. Mel Ramos hat längst Kultstatus und weltweit mit seinen Werken Aufsehen und Popularität erlangt. Ähnlich wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein, die beiden anderen Größen dieser Kunstrichtung, verwendet er Motive aus der Werbung und der Massenkultur für seine Kunst. Der Sohn portugiesischer Migranten lebt und arbeitet heute im kalifornischen Oakland und der spanischen Kleinstadt Horta de San Juan. Er absolvierte ein Kunststudium am State College seiner Heimatstadt Sacramento und am Junior College in derselben Stadt. Die Pop-Art Ikone malte bereits als Kind auf Wunsch seines Vaters, der die Familie als Rennfahrer ernährte. Der kleine Mel durfte die Logos der Sponsoren auf die Rennwagen des Papas malen.
Batman und Wonder Woman
Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ der Besuch von Morton Wayne Thiebaud in Mels Highschool. Der 1920 geborene Thiebaud zählte zu einer Gruppe Künstlern der Bay Area Figurative School, einer Stilart, die zur Figuration in der Malerei zurückkehrte. Für den Schüler Mel war das Zusammentreffen mit Thiebaud der Anstoß, ein Kunststudium zu beginnen. Am California State College, wo Thiebaud von 1951 bis 1961 unterrichtete, wurde er für den jungen Kunststudenten zum wichtigsten Lehrer. Während des Studiums (1955) heiratete er die Künstlerin Lolita (Leta)Helmers. Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums 1958 folgten Lehrtätigkeiten an verschiedenen Schulen in Sacramento.
Anfang der 1960er Jahre arbeitete Ramos für den DC Verlag und zeichnete Superhelden wie Batman. Anders als viele andere Comic-Zeichner wurde er nicht nur vom Publikum anerkannt und als Zeichner wahrgenommen. Auch in Fachkreisen erarbeitete er sich bald das Renommee eines ernsthaften Künstlers. Später wurde er von dem Comic-Verlag mit der Arbeit an der Figur der Wonder Woman beauftragt und legte damit den Grundstein für den spätere internationalen Erfolg.
Mitte der 1965er Jahre entdeckte der Dinosaurier der Pop-Art Kunst sein zentrales Thema, das fortan zum Schwerpunkt seines Schaffens wurde. In seinen Werken kombiniert er makellose Frauen, die oft nackt sind und an die Pin-up-Girls in den einschlägigen Magazinen angelehnt sind, mit bekannten Motiven aus der Werbung. Das Außergewöhnliche an dieser Kombination ist die riesenhafte Vergrößerung der werblichen Gegenstände. Die Frauen malt er gerne engumschlungen mit den Motiven aus der Reklame.
Maler der Alten Schule
Für Pop-Art Künstler war es allgemein üblich, sich populärer Quellen zu bedienen. Für Mel Ramos waren das ab den 1960er Jahren schöne Frauen. Aktuelle und vergangene Hollywoodschönheiten inspirierten ihn ebenso wie eine lokale Landwirtschaftskönigin. Aber auch seine Frau Leta, die selbst einmal Schönheitskönigin von Kalifornien war, saß oft für den Künstler Modell. In der Kunstwelt wurden seine Werke rasch in die Kategorie Pop-Art eingeordnet. Das störte den Künstler nicht weiter, wenngleich er sich selbst eher in der Tradition der Maler der Alten Schule sah. Sein Ehrgeiz bestand darin, den Pinselstrich zu perfektionieren. Vorbilder waren Größen der Malerei wie Duchamp oder Velázques. Nach einer Wanderausstellung gemeinsam mit 10 anderen Pop-Art Künstlern in den Jahren 1966 folgte 1967 im San Francisco Museum oft Art die erste Einzelausstellung. In Deutschland hatte das kunstinteressierte Publikum zum ersten Mal 1969 Zugang zu den Werken des Künstlers. Die Einzelausstellung fand im Aachener „Gegenverkehr“ statt, einem Zentrum für aktuelle Kunst. Danach folgten zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Der Maler, der noch immer als Rebell gilt, erregte in den 1970er Jahren Aufsehen, als er die Aktbilder klassischer Maler persiflierte. Er ersetzte die nackten Frauenabbildungen der Klassiker durch Pin-ups. Ähnlich wie in der Werbung arbeitet der Künstler mit dem Wiedererkennungseffekt. Für Ramos war und ist die wiederkehrende „Marke“ das Pin-up, das beinahe fetischartig im Mittelpunkt seiner Werke steht. Manche sehen darin „Sexismus“ und werfen dem Maler vor, ausschließlich männliche Instinkte zu bedienen. Mel Ramos ficht die Kritik nicht an. Die Vielschichtigkeit seiner Kunst ist unbestritten. Er selbst hat sich bislang aus der Sexismus-Debatte immer herausgehalten. Stattdessen entwarf er zuletzt lieber Motive für die neue Kollektion eines bekannten Herrenmode-Labels. Bilder und Skulpturen des letzten Vertreters der amerikanischen Pop-Art sind in allen wichtigen Museen zu sehen. Ob im Guggenheim Museum oder im Museum of Modern Art in New York, überall auf der Welt wird seine Kunst mit der Ironie genossen, wie sie von ihm gemeint ist.