Das offizielle Kunstmagazin für Kunstliebhaber

Ob Informationen zu Künstlern, aktuellen Ausstellungen, zur Kunstszene, Malerei oder auch interessante Inhalte über Kunstrichtungen, Maltechniken & Co. – in unserem Kunstblog finden Sie alles Wissenswerte im Bereich der zeitgenössischen sowie modernen Kunst.

Biographie von James Rizzi

James Rizzi

Der amerikanische Pop-Art Künstler kam am 5. Oktober 1950 in New York City zur Welt. Rizzis Mutter ist irischer und sein Vater italienischer Abstammung. Er hatte zwei Geschwister, mit denen er gemeinsam in der East 8th Street im New Yorker Stadtteil Brooklyn aufwuchs. James Rizzi besuchte dort zunächst die Holy Innocents Grammar School und im Anschluss die Erasmus High School und schloss diese auch ab. Im Jahr 1969 zog es ihn für sein Kunststudium an die University of Florida in Gainesville. Im Studium entwickelte er seinen eigenen Stil, die 3D-Grafik, in welcher der Bereich der Malerei mit dem Bereich der Skulpturen kombiniert werden. Nachdem er sein Studium im Jahr 1974 abgeschlossen hatte, bot das Brooklyn Museum James Rizzi erstmals die Möglichkeit, seine Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Rizzis Popularität wuchs rasant und immer mehr Museen und Galerien stellten seine Werke aus. Zudem traten auch Firmen auf ihn zu und so gestaltete er verschiedene Cover für Platten oder CDs, Animationen für Musikvideos und viele andere Gebrauchsgegenstände, sogar Telefonkarten. Er galt als einer der populärsten Künstler der Pop-Art, was sich auch durch die vielen Auszeichnungen und Einzelausstellungen auf der ganzen Welt widerspiegelt. Der Maler engagierte sich stark für wohltätige Zwecke und so ging beispielsweise der Erlös aus der limitierten und signierten Edition "Gone With The Wind" an die Opfer des Hurrikans im amerikanischen New Orleans. In einem Projekt Namens "Begegnungen", welches von Peter Maffay ins Leben gerufen wurde und unter Schirmherrschaft der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel stand, übernahm James Rizzi die Patenschaft für das Schulprojekt eines in South Dakote ansässigen Indianerstamms. Er starb in der Nacht vom 25. auf den 26. Dezember 2011 im New Yorker Bezirk Manhattan.
Rizzis Leben hatte einen gewissen Einfluss auf seine Arbeiten, deshalb sind oft Motive und Personen aus New York verarbeitet. Die naiv wirkenden Bilder sind oft sehr bunt und strahlen vor allem Fröhlichkeit und Optimismus auf, weshalb er auch als Urban Primitive Artist bekannt wurde. James Rizzi arbeitet viel mit Schaumstoff, um einen 3D-Effekt zu erzeugen. Dazu fertigt er zunächst 2 identische Bilder an, die dann über Brücken aus Schaumstoff in mehrere Ebenen gebracht werden, damit beim Betrachter ein 3D-Effekt entsteht.
Der New Yorker Künstler gestaltete zum 40-jährigen Jubiläum der Fluggesellschaft Condor eine Boeing 757 in seinem Stil um. Im Jahr 1999 gestaltete er eine Ausgabe des Brockhaus, die aus insgesamt 15 Bänden besteht sowie drei New Beetles der Marke VW. Zur Expo 2000 in Hannover gestaltete er gemeinsam mit einem Architekten ein Haus in Braunschweig, dass Happy RIZZI Haus.

Pop-Art von Mel Ramos

Mel Ramos ist ein amerikanischer Künstler und ein wichtiger Vertreter und Mitbegründer der Pop-Art. Sein vollständiger Name lautet Melvin John Ramos. Er wurde 1935 in Sacramento, Kalifornien geboren und lebt jetzt sowohl in Oakland, Kalifornien sowie in Horta de San Juan in Spanien.
Sein Kunststudium absolvierte er am Sacramento Junior College und anschließend am Sacramento State College. Der Bay Area Figurative School stand er früh nahe, die sich ab den 1950ern von dem in den USA geprägten Abstrakten Expressionismus absetzte, da er Schüler von Wayne Thiebaud war.

Mel Ramos „Vintage Peek-a-Boo” Portfolio, 2015

Mel Ramos "Vintage Peek-a-Boo, 2015"
Ab 1963 wandte er sich hauptsächlich dem Thema seines Schaffens zu - typische Arrangements aus der Werbung, wie Coca Cola, Toblerone, MC Donald's und etlichen weiteren und Superheldinnen wie Wonder Woman oder auch Ikonen wie Marilyn Monroe in Form von Pin-Up-Girls. Die aufreizende Form der Darstellung der Frau sollte dafür sorgen, die Produkte noch bekannter zu machen und den Verkauf weiter anzukurbeln. Ob in glamouröser Darstellung oder in vulgären Posen - in Verbindung mit den Produkten wurde die Kauflust mit Hilfe sexueller Reize geschürt. Diese sogenannten "Commercial Pin-Ups" blieben über Jahrzehnte das Markenzeichen von Mel Ramos. Kritik blieb allerdings nicht aus, die in den 1960er Jahren von konservativer und später auch von feministischer Seite folgte. Seine erste Einzelausstellung hatte er in Kassel in der Galerie Ricke im Jahr 1966. Ein Jahr später, ebenfalls bei einer seiner Einzelausstellungen, wurden Ramos Bilder von der Kölner Polizei verhängt. Grund dafür waren die Bilder seiner Ausstellung "Animal Paintings", in der Frauen in eindeutigen Posen mit Tieren wie Nilpferden, Känguruhs, Robben und einigen weiteren dargestellt waren.
Ab 1972 verspottete er auf geistreiche Art und Weise mit seinen "Unfinished Paintings" die Aktbilder klassischer Künstler wie Ingres, Manet und Modigliani. Die subtile Erotik der Werke der klassischen Meister wurden durch den Sexappeal der Pin-Ups ersetzt. „I still get a thrill when I see Bill“ und „The Transfiguration of Galatea“ waren Serien von Ramos, in denen er weitere Zitate aus der Kunstgeschichte einsetzte. Unter anderem wurden Werke von Willem de Kooning bzw. antike Skulpturen als Sujet verwendet.
Ramos lehrte als Professor für Malerei an der California State University von 1966 bis 1997 in Hayward.
In späteren Jahren praktizierte er noch einige Ausstellungen wie:
2010 - Mel Ramos: 50 Jahre Pop-Art in der Kunsthalle in Tübingen
2011 - Villa Stuck München unter dem Titel seines Namens
2012 - Retrospektive im Albertina in Wien
2013 - My Age Of Pop im Ludwig Museum in Koblenz
Eins war klar - er sorgte mit seinen Arbeiten immer für Aufsehen. Ob sexistische Darstellungen nicht bekleideter Frauen in Optik von Pin-Up-Girls, Pin-Up-Girls in eindeutiger Pose mit Tieren oder die Verspottung klassischer Meister, jeder seiner Werke eckte an. Doch das hielt ihn nicht ab, seine Linie zu ändern, sondern motivierte ihn, immer wieder etwas oben drauf zu legen. Doch die Welt lag ihm zu Füßen. Auch heute findet man viele Werke von ihm auf allen möglichen Plattformen, wie zum Beispiel eine Darstellung der Marilyn Monroe. Und auch Pop Art wird niemals aussterben. Er und einige andere Künstler haben ein Zeichen gesetzt, sowohl künstlerisch als auch in erotischer Hinsicht.


James Francis Gill

Der Amerikaner James Francis Gill zählt zu den berühmtesten Vertretern der Kunstrichtung Pop Art. Vor allem seine wiederholten Darstellungen von Marilyn Monroe machten ihn über die Kunstszene hinaus bekannt. Hinter der Trivialität seiner bekanntesten Bildmotive steckt allerdings weit mehr.
Gill wurde 1934 in Tahoka, Texas geboren. Seine Kindheit und Jugend verlief mustergültig. Nach der High School trat er den Wehrdienst an und studierte anschließend Design an einer Universität in Texas.
Anfang der 60er Jahre stellte das New Yorker Museum of Modern Art sein wahrscheinlich bis heute bekanntestes Werk Marilyn Triptych aus und verhalf dem noch nicht einmal 30 Jahre alten Gill so zu internationaler Bekanntheit. Das Werk ist ein beinahe 2 mal 3 Meter großes Portrait von Marilyn Monroe in drei Teilen, das sie in verschiedenen Posen auf einem Sofa zeigt.


1965 nahm James Francis Gill an einer Universität in Idaho einen Lehrstuhl für Malerei an. Im Laufe der nächsten Jahre lehrte er auch an anderen Universitäten wie in Kalifornien oder Oregon. Seine Werke in dieser Schaffensphase beschränkten sich allerdings nicht auf die Darstellung berühmter Persönlichkeiten wie beispielsweise die Beatles oder John F. Kennedy. Es entstanden mehrere Anti-Kriegs-Bilder, eines davon inspiriert durch einen ehemaligen russischen Kriegsgefangenen, andere fokussierten militärische oder politische Persönlichkeiten. Hintergrund seiner Werke war das tatsächliche Zeitgeschehen. So thematisierte er des öfteren den Vietnamkrieg. Ein Gremium von amerikanischen Museumsdirektoren wählten unter anderem die Bilder von James Gill aus, um die amerikanische Kunstszene auf der damals international bedeutendsten und höchstangesehenen Kunstausstellung zu vertreten. Bei der Biennale "Sao Paulo 9: Environment USA 1957 - 1967" 1969 hingen Gills Bilder neben denen von Andy Warhol, Edward Hopper, Roy Lichtenstein und weiteren heute weltberühmten Künstlern.


Dies verschaffte Gill weltweit den endgültigen Durchbruch. Seine Werke wurden sowohl in der Pop Art - Szene geschätzt, als auch von vielen Kunstkritikern wegen ihrer durchscheinenden Tiefgründigkeit gelobt. Audrey Hepburn und andere große Persönlichkeiten ließen sich von Gill portraitieren. Er verkehrte mit Hollywoodstars und pflegte berühmte Bekanntschaften. Viele der bekanntesten Museen nahmen seine Werke in ihre Ausstellungen auf.


Trotz allem zog er sich Anfang der 70er Jahre plötzlich und für alle überraschend aus der Künstlerszene zurück. Beinahe 30 Jahre lang lebte Gill zurückgezogen auf seiner Ranch in Texas und arbeitete nur für sich. In späteren Interviews begründete er dies damit, dass ihm der ganze Trubel einfach zu viel geworden sei und er etwas Ruhe gebraucht habe.


Nach fast 30 Jahren Auszeit tauchten letztendlich neue Werke von Gill wieder mehr und mehr in der Kunstszene auf. Gills späte Werke nehmen wieder vermehrt die Pop-Art - typischen Motive auf. Mit neuen Techniken zeigt er Darstellungen von Marilyn Monroe, John Wayne und anderen Hollywoodikonen. Heute gibt es von ihm wieder Ausstellungen zu sehen. Weltweit zeigen Museeen und Galerien seine Bilder. Im Jahr 2014 reiste Gill eigens nach Deutschland, um einige Ausstellungen zu eröffnen. Der fast 80jährige ist mit seinem Schaffen noch nicht zu Ende und malt immernoch auf seiner Ranch in Texas.


James Francis Gill zählt zu den letzten lebenden Vertretern der original amerikanischen Pop-Art-Szene. Die Kunstrichtung entstand in den 1950er Jahren ind hat bis heute kaum von seiner Popularität eingebüßt.


"Heart Times in the City" von James Rizzi im Modelrahmen

Neu erschienen ist das Werk "Heart Times in the City" von James Rizzi im Modellrahmen - Hier die Details:

James Rizzi "Heart Times in the City"

James Rizzi, HEART TIMES IN THE CITY
3D-Papierskulptur (mixed media) bestehend aus u.a. je zwei Kunstsiebdrucken auf Büttenpapier

Drucksigniert / handnumeriert

Motivabmessungen: ca. 70 x 88 cm (B x H)

Auflage: 350 + 50 A/P + 4 P/P, davon 50 Stück in Sonderrahmung:

Passepartout , Vergolderrahmen (Weißgold), und Plexiglas UV, ca. 100 x 110 cm (B x H), komplett herzförmig


 


Galerie Zimmermann & Heitmann

Galerie Zimmermann & Heitmann
Die Galerie Zimmermann und Heitmann wurde 1879 von Emil Zimmermann in Dortmund ursprünglich als Buchbinderei eröffnet. Er bot aber auch noch zusätzliche Dienste wie das Rahmen von Bildern und das Restaurieren von Kleinkunst und Bildern an.
1970 übernahm dann Gudrun Heitmann das Geschäft ihres Großvaters und führte es nach den alten Traditionen mit ihrem Mann weiter. Seit 2005 ist die Galerie auch Online zu finden und bietet auch für Kunden außerhalb des Ruhrgebietes, die Möglichkeit Kunstobjekte online zu bestellen. Diese wird sogar innerhalb Deutschlands kostenlos Versand. Zahlen kann man die guten Stücke entweder per Nachnahme, Kreditkarte, Paypal oder per Vorkasse. 2009 eröffnete das "Flagshipfiliale" in Düsseldorf und ein Jahr zuvor die Galerie im Inhouse.
Faszinierende Miniaturwelten

"Art In Boxes" nennt Künstler Volker Kühn seine Werke, die in der Galerie Zimmermann & Heitmann zu sehen sind. Seine Ausstellung voller Schaukästen entführt die Besucher in eine Miniaturwelt, die sich Themen des alltäglichen Lebens, Träumen und Fantasiewelten widmet.
Das Besondere
Alle Objekte sind dreidimensional, fast zum Anfassen. Die Kunst in kleinen Boxen, zu Deutsch Schaukästen, ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Betrachter erkennen sich selbst mit einem Augenzwinkern wieder. Der Schaukasten "Schühchen" trägt den Titel "In den Köpfen der Frauen". Ein rosa Elefant kuschelt sich in ein Nest aus grünen Fäden. Auch er braucht "Nestwärme". "Die persönliche Note" zeigt eine überdimensionale Note mit einem Homo Sapiens und ein "Global Player" ist bei Volker Kühn ein Mensch, der die Erdkugel an vielen Fäden hält. Der Künstler interpretiert gekonnt seinen etwas anderen Blick auf die Tücken des Alltags. Dazu verwendet er Holz, Metall, kleine Figuren, Ausschnitte aus Zeitungen und Naturmaterialien. Kühn widmet sich auch den Werken moderner Künstler. Er interpretiert Mondrian, Marc Rocco und Jockson Pollock.
Wer ist Volker Kühn?
Der Künstler wurde 1948 in Neuenkirchen geboren. 1968 bis 1972 bildete er sich an der Bremer Hochschule für Gestaltung in Bildhauerei aus. Seine Werke wurden mit vielen Preisen, zum Beispiel dem Förderpreis des Bremer Senats oder dem ersten Preis des Nautik-Wettbewerbs der Bremer Hochschule, ausgezeichnet. Ab 1976 stieg Kühn auf Radierungen um. Es folgten Ausstellungen rund um den Globus. Ab 1986 lautete seine Devise "Man muss es nur machen". Es entstanden die ersten Schaukästen "Art In Boxes". Seine Kunstobjekte werden weltweit ausgestellt und sind nur in limitierter Zahl erhältlich.
Kunst zum Schmunzeln
Wer die Boxes von Volker Kühn betrachtet, der sieht viele Redewendungen versinnbildlicht. "Der Schlüssel zum Erfolg" ist ein überdimensional goldener Schlüssel auf dem Sockel eines Denkmals. Mit einem Elefant aus Stelzen mahnt Kühn "Be cool", was für viele Situationen des täglichen Lebens zutreffen kann. Ein "Glücksschwein" aus Kunststoff tummelt sich mit lauter Würfeln mit sechs Augen in einer Box.
Liebevoll designte Werke
Art In Boxes lässt sich gut in ein bestehendes Wohnambiente integrieren. Mit einer Breite zwischen 30 cm und 50 cm und einer durchschnittlichen Höhe von 25 cm fügten sich die Guckkästen im Hoch- und Querformat überall ein. Die netten Gestaltungsideen sind etwas Besonderes. Zeigen sie doch, dass die Hobbys und Vorlieben des Beschenkten toleriert werden. Wer sich selbst einen Kühn gönnt, der kann sich mit einem Augenzwinkern durch einen Spiegel betrachten.

Fritz-Art
Die Fritz-Art Kollektion ist eine Sammlung von Pop-Art Kunstwerken, die von verschiedenen Künstlern in Zusammenarbeit kreiert wurden.
2005 wurde die Kollektion von Fritz Godehardt gegründet.
Die Pop-Art zeichnet sich bei diesen Kunstwerken durch die grandiose Zusammenwirkung von Malerei, Fotografie und Grafik aus. Das Besondere an den Stücken ist, dass sich die Künstler nur auf ein zentrales Element konzentrieren und keine weiteren zusätzlich ins Bild mit eingefügt werden. Ebenfalls herausstechend ist, dass die Motive alle in der gleichen ähnlichen Gestaltung verewigt wurden sind.
Hauptsächlich sind in der Fritz-Art Kollektion Objekte mit Malereien von deutschen Städte mit einer bekannten Sehenswürdigkeit im Mittelpunkt. Es sind auch Kollagen von berühmten Städten wie New York oder Ländern wie Italien in der Kollektion enthalten und zeigen die typischen Orte oder Objekte des Themas. Aber es sind auch Kunstwerke mit floralen Themen, Autos oder besonderen architektonischen Objekten im Angebot. Ein anderes hervorstechendes Element bei diesen Motiven, ist der in Szene gesetzte Schriftzug, der sich in irgend einer Weise auf das Hauptobjekt bezieht. Ebenso auffällig ist, dass ein jeweiliges Motiv nicht einfach bunt ist, sondern ein Schema in der Farbwahl des Künstlers erkennbar ist. Wegen der riesigen Auswahl wurde die Kollektion in verschiedene Oberbegriffe unterteilt, damit die Sammlung für die Interessenten etwas überschaubarer wird.
Zusätzlich wird auch von der Künstlervereinigung angeboten, individuelle Kunstwerke für Unternehmen, Freiberufler oder Privatpersonen je nach Wunsch und Vorlage anzufertigen. Durch die Kooperation der Künstler, können auch größere Projekte umgesetzt werden.
In diesen Varianten von Bildträgern sind die Objekte zu erhalten:
- Leinwand
- Aluminium
- Einscheiben-Sicherheits-Glas


Janosch: Die Geschichte von Tigerente, Schnuddel und Co.

"'Oh Tiger', sagte jeden Tag der kleine Bär, 'wie gut es ist, dass wir Panama gefunden haben, nicht wahr?'" Fast vierzig Jahre ist es her, dass der schlesische Kinderbuchautor Horst Eckert, besser bekannt unter seinem Künstlernamen "Janosch", die rührende Geschichte vom Tiger und dem kleinen Bären schrieb – und damit Weltruhm erlangte. Bis heute hat der 1931 Geborene mehr als zwölf Millionen Bücher verkauft, die in über vierzig Sprachen übersetzt wurden. Ähnlich wie Udo Lindenberg, der mit seinen "Likörellen" von der Musik zur Bildenden Kunst fand, verewigt auch Janosch seine berühmten Motive seit einigen Jahren mit Pinsel und Farbe.

Wie Janosch zu seiner Tigerente kam

In den fast fünfzig Jahren seines Schaffens hat Janosch eine ganze Welt erdacht. In dieser Welt wimmelt es von kleinen Bären und Tigern, Mäusen mit roten Strümpfen und einer seltsamen Figur mit Schlapphut und langer roter Mähne namens "Schnuddel", die niemals ohne ihr Pferd, Schnuddelhopp, auftaucht. Die berühmteste Figur des Künstlers ist jedoch nach wie vor die "Tigerente", die 1978 das erste Mal als Nebenfigur in Janoschs Erfolgsbuch "Oh, wie schön ist Panama" erscheint. Seit diesem Tag ziehen Kinder kleine Tigerenten aus Holz hinter sich her, fahren auf Tigerenten-Fahrrädern, gehen am Abend in Tigerenten-Schlafanzügen zu Bett und schauen am Nachmittag den "Tigerentenclub" im Fernsehen an. Seit 2002 findet in Kassel sogar einmal im Jahr das sog. "Tigerentenrennen" statt, das wohltätigen Zwecken dient und sich mittlerweile zu einem regelrechten Volksfest mit durchschnittlich 8000 Besuchern im Jahr entwickelt hat.

Mehr Popularität könnte sich ein Schriftsteller für eine seiner Figuren wohl nicht wünschen. Und dabei war eigentlich alles ein riesengroßer Zufall – eigentlich hatte Janosch nämlich nicht schreiben, sondern malen wollen. Damals noch als Horst Eckert, zieht der gebürtige Schlesier 1953 nach München, wo er an der "Akademie der Bildenden Künste" Malerei studiert. In Anbetracht seines heutigen Erfolges scheint es beinahe ironisch, dass Eckert das Studium damals bereits nach einem Jahr wegen "mangelnder Begabung" wieder abbricht. In der Folgezeit arbeitet er als freischaffender Künstler, wovon er allerdings mehr schlecht als recht leben kann. Die rettende Idee kommt ihm, als Eckert ganz tief unten ist:

"Ich hatte so die Schnauze voll von diesem Job, weil ich überhaupt nichts bezahlt gekriegt hab, ich hab nichts verdient, und ich weiß noch, wie ich diesen magischen Augenblick hatte, ich war so total verzweifelt und habe gesagt, ich mach das nicht mehr. Da hab ich eine Tasche genommen und bin nach Ibiza gefahren, hab da draußen in so einer Kneipe rumgesessen, trank zwei Cuba Libre. Beim zweiten Glas hatte ich plötzlich die Idee, dass der blöde Bär nach der Reise wieder nach Hause kommt - und denkt, das ist das, was er gesucht hat. Ich flog zurück und hab das aufgeschrieben. Das war's dann."

Von den Büchern zu den Bildern: Janosch als bildender Künstler

Im Grunde arbeitet Ecke auch damals schon als bildender Künstler, denn "Oh, wie schön ist Panama" ist ja vor allem eines: ein Bilderbuch. Ein Freund rät Ecke damals, aus der Zeichenserie ein Kinderbuch zu machen und sein Verleger Georg Lenz hat die Idee, das Ganze mit einem Pseudonym zu garnieren: Der Künstler "Janosch" ist geboren. Ecke selbst betrachtet seine Kinderbücher, so erfolgreich sie auch sein mögen, nach wie vor als Zufallsprodukt und beginnt schon bald damit, auch "Ernsthafteres" schreiben zu wollen. In seinem Haus auf Teneriffa, wo er seit Anfang der 1980er Jahre lebt, schreibt "Janosch" zunehmend Romane, die von seiner schweren Kindheit erzählen und von seiner lebenslangen Auseinandersetzung mit dem Katholizismus. Für den Roman "Polski Blues" wird der Schriftsteller im Jahre 1992 sogar mit dem Andreas-Gryphius-Preis ausgezeichnet. Nichtsdestotrotz erlangt Janoschs "Erwachsenenwerk" nicht einmal ansatzweise so viel Berühmtheit wie seine Kinderbücher – und das sehr zum Missfallen des Künstlers.

Janosch – Frohsinnige Weihnacht

Desto erfreulicher ist es, dass der 84-Jährige mittlerweile auch als Bildender Künstler anerkannt ist: In seinen Zeichnungen, Aquarellen und Radierungen tauchen natürlich immer wieder die klassischen Motive aus Tigerenten- und Schnuddelzeiten auf, so beispielsweise in den Zeichnungen "Frohsinnige Weihnacht" und "Dortmund", die Sie auch in unserer Galerie finden.

Eckes Werke ermöglichen allerdings erstmals auch eine andere Sichtweise auf den Künstler und geben Einblick in die Gedankenwelt eines Menschen, der zwischen Extremen schwankt: Natürlich ist Janosch einerseits der Mensch, der Kindern Geschichten von Liebe, Mut und Freundschaft erzählt.

Janosch – Eminenz wird ihn finden

Doch Janosch ist auch ein Mensch, der zeitlebens unter seiner - nach eigener Aussage - mangelnden schriftstellerischen Begabung leidet und sich auch über den Erfolg seiner Kinderbücher nicht wirklich freuen kann. Zitat: „Die Tigerente ist Mist.“ - Zeugnis dieser dunkleren, häufig sarkastischen Seite des berühmten Künstlers sind etwa Bilder wie "Vergeblich vergöttern wie die Kunstmuse" oder "Eminenz wird ihn finden" (siehe Bild).


Mel Ramos: Pop-Art und Erotik

Blondinen, die auf Havannas reiten und vollbusige Brünette, die sich vor Coca-Cola-Flaschen räkeln: DAS ist Mel Ramos, mit bürgerlichem Namen Melvin John Ramos. Der 1935 in Sacramento geborene Künstler gilt seit den 1960er Jahren als einer der bedeutendsten Vertreter der amerikanischen Pop-Art, steht jedoch auch den Bewegungen des Abstrakten Expressionismus und der Bay Area Figurative School nahe. Den Mittelpunkt von Ramos` Werk bilden die "niederen" Motive des Alltags, darunter insbesondere die Konsumgesellschaft, die Massenmedien und die amerikanische Werbelandschaft. Die Kreationen des US-Künstlers faszinieren und schockieren seit fast sechzig Jahren ein internationales Publikum.

Pop Art: Kunst gegen den Konformismus

Die "Popular Art" entsteht in den 1950er Jahren zeitgleich in England und Amerika und versteht sich, wie ihr Name schon sagt, als Kunst für die Massen. Entsprechend zeichnet sich für gewöhnlich nicht nur die künstlerische Gestaltung durch eine gewisse "Poppigkeit" aus, sondern auch die Motive stammen aus dem Bereich des Trivialen: Die Pop-Art prangert Massenmedien sowie das kapitalistische Erwerbsstreben an und zeigt eine von offensichtlichen und subtilen Werbebotschaften überschwemmte Gesellschaft, die sich tagtäglich im Strudel des Konsums befindet. Im Gegensatz zum intellektuellen Kunststil dieser Zeit formiert die Pop-Art sich dezidiert als "Anti-Kunst", was sich formal in klaren Strukturen und extremer Plakativität niederschlägt.

Die Entdeckung der "Commercial Pin-Ups"

Mel Ramos – Martini Miss

Zu Beginn seines künstlerischen Werdegangs beschäftigt sich Mel Ramos vorwiegend mit berühmten Comic-Figuren wie Superman, Batman und Wonder Woman, die er in verfremdeter Umgebung (beispielsweise einkaufend in einem Supermarkt) darstellt. Schon ab 1963 gelangt er jedoch zur Darstellung dessen, was sein Werk bis in die Gegenwart bestimmen soll: Pin-Up-Girls mit wenig bis gar keiner Kleidung, dargestellt in eindeutiger und aufreizender Pose. Doch natürlich malt Ramos nicht einfach nackte Frauen: Er nutzt seine Pin-Ups, um das insbesondere im Amerika der 1960er Jahre allgegenwärtige Motto "Sex sells!" der Werbeindustrie anzuprangern. Entsprechend liegen seine nackten Schönheiten, die nicht selten die Züge berühmter Hollywood-Ikonen tragen, auf überdimensionierten Zigarren, räkeln sich in Martini-Gläsern (siehe Bild: Martini Miss # 2) und schälen sich lasziv aus Chiquita-Bananen oder Maiskolben.

Ab den 1970er Jahren setzt Ramos seine Beauty-Queens und Göttinnen darüber hinaus auch zu deutlich persiflierenden Zwecken ein, wenn er in seinen sogenannten "Unfinished Paintings" Aktbilder bekannter Künstler wie Edouard Manet, Sandro Botticelli oder Amadeo Modigliani dahingehend verändert, dass er ihre geschickt subtil angedeutete Erotik durch die aufreizenden Posen seiner Pin-Ups ersetzt. Ein berühmtes Beispiel ist hierfür etwa die "Transfiguration of Galatea", die das klassische Vorbild Botticellis ("Die Geburt der Venus", ca. 1450) persifliert: "Seine "Venus" ist zugleich Beauty-Queen, Power-Frau und Göttin.“ Neben seinem künstlerischen Schaffen ist Ramos zwischen 1966 und 1997 auch als Lehrender im Fachbereich Malerei an der California State University tätig.

Mel Ramos und die Sache mit dem Feminismus

Mel Ramos – Dunkin Donuts

Als in den 60er Jahren die ersten Pin-Up-Girls auf Kuchen und Chipstüten hüpfen, sieht Ramos sich vor allem der Kritik von politisch konservativer Seite ausgesetzt, die es ihm unter anderem erschwert, Ausstellungsräume für seine Werke zu finden. Bei einer Einzelausstellung in Köln im Jahre 1967, bei der die Serie "Animal Paintings" gezeigt wird, verhängt die Polizei gar einige der Bilder, da diese Frauen in erotischer Pose mit Nilpferden und Robben zeigen. Im Zuge der Zweiten Frauenbewegung während der 70er Jahre kommt auch massive Kritik von feministischer Seite hinzu, die sich vor allem gegen die Sexualisierung des weiblichen Körpers (die Frau als "Ware") richtet, dabei jedoch verkennt, dass Ramos' Arbeit genau jene Zwangsallianz zwischen weiblichen Reizen und Konsum anzuprangern sucht.

Auch heute noch erfreuen sich die Werke von Mel Ramos großer Beliebtheit. Allerdings ist sein Publikum heute weniger das gesellschaftskritische und politische Publikum, das es noch vor zwanzig Jahren war, sondern vielmehr die Vintage-verrückte Generation, die sich nach alten Idealen und der konservativen Behaglichkeit einer längst vergangenen Zeit sehnt. Mel Ramos ist nach wie vor künstlerisch tätig und lässt seine nackten Schönheiten weiterhin auf Donuts, Zigarettenschachteln und Golfbällen posieren (siehe Beispielbild: Dunkin' Donuts). Erst vor kurzer Zeit feierte der Künstler seinen 80. Geburtstag.


Udo Lindenberg: Die Entstehung seiner Likörelle

Das Multitalent aus dem Sonderzug nach Pankow: Seit rund 40 Jahren rockt, textet und schauspielert Udo Lindenberg sich nun schon durch die Städte dieser Welt. Vor rund 20 Jahren hat er damit angefangen, sein buntes Leben auf Leinwand zu bannen. Internationale Berühmtheit haben mittlerweile Lindenbergs "Likörelle" erlangt – das sind Aquarelle aus unterschiedlich farbigen Likören. Wie das geht? Ganz einfach: "Man nehme Blue Curacao fürs Blau, Mandarinenlikör fürs Orange ..."

Wenn am Abend der Künstler mit seinem Likörchen ... 

Wir haben wohl alle schon auf Bieruntersetzer gekritzelt und mit ausgelaufenem Tequila bizarre Muster auf den Tresen gemalt. Udo Lindenberg hat das auch getan – unzählige Male, in unzähligen Städten und auf unzähligen Bartresen. Doch im Gegensatz zu uns, die wir unser "Kunstwerk" mit leichtem Schwindelgefühl verlassen und uns auf den Weg nach Hause gemacht haben, hat der Rocker das Ganze weiterentwickelt – und mit Likören kleine Bilder auf Papier gemalt. Da Likör nun ja eigentlich nicht zum Malen gemacht ist, zeigten die ersten Versuche eine ohnehin sehr matte Farbigkeit, die außerdem nicht von langer Dauer war. Doch Udo Lindenberg wäre nicht Udo Lindenberg, wenn er es dabei hätte bewenden lassen. Also hat sich der Mann mit Schlapphut und Sonnenbrille auf den Weg zu Profis der Weinbrennerei gemacht und gemeinsam mit ihnen die sogenannten "Likörfarben" entwickelt, die gut malbar, farbintensiv und vor allem haltbar waren. Der Meister selbst sagt hierzu: "Ich bin halt gern Erfinder. Mein großes Vorbild ist ja auch Daniel Düsentrieb!"

Udo Lindenberg – Woddy Wodka

Das Verfahren zur Herstellung dieser Farben hat der "Panikrocker" mittlerweile patentieren lassen. Lindenbergs Likörelle, in denen er neben "typischen" Rocker-Themen wie Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll auch politische und zwischenmenschliche Themen verarbeitet, sind heute international berühmt und zählen (in Deutschland) zu den teuersten Kunstwerken überhaupt. Dass bei der Entstehung seiner Bilder womöglich auch das eine oder andere Glas seine Kehle hinunter, statt auf die Leinwand geflossen ist, daraus macht das Multitalent keinen Hehl.

Von der extrovertierten und lebenslustigen Haltung Lindenbergs zeugen u.a. Bilder wie Woddy Wodka (siehe Bild 1) und Panic Porsche Power, die Sie auch bei uns in der Galerie entdecken können (Bild 2).

Die Lindenwelt: Ein Universum voller Schlapphüte

Udo Lindenberg – Panic Porsche Power

Genau wie seine „Udogramme“, die kleine Männchen und Frauen mit übergroßen Schlapphüten zeigen, sind auch Lindenbergs Likörelle vor allem eines: Selbstdarstellung. Das ist tatsächlich aber weniger egozentrisch als man denken könnte, denn der ehemalige Panikrocker hat sich in den 40 Jahren seines öffentlichen Lebens als Gesamtkunstwerk inszeniert – und zu diesem Kunstwerk zählen auch seine Bilder. Entsprechend „wimmeln“ auch die Likör-Zeichnungen von zweidimensionalen Comic-Udos mit Hut, Sonnenbrille und Sektkelch. Garniert sind seine Kreationen mit Songzitaten, Tournee- und Albentiteln sowie anderen Perlen aus der Lindenwelt. Die gesammelten Kreationen erscheinen regelmäßig im sogenannten „Lindenwerk“, dem Standardwerk für die Kunst des Entertainers.

Seit 2009 gibt es Lindenberg sogar zu trinken: Inspiriert durch die bunten Likörelle hat die Traditionsbrennerei „Weisenbach“ im malerischen Schwarzwald die Serie „Leckerelle“ auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um Edellikör-Kompositionen aus naturreinen Zutaten in einer wahren Fülle fruchtig-süßer Sorten. Der Gag an dem Ganzen: Die süße Sünde wird in Flaschen abgefüllt, die als Markenzeichen den berühmten Schlapphut des Künstlers tragen. Lindenberg selbst ist an dem Projekt insofern beteiligt, als dass von jeder verkauften Schlapphut-Flasche ein nicht geringer Betrag in die Udo-Lindenberg-Stiftung fließt, welche Hilfsprojekte in den ärmsten Regionen der Welt unterstützt und sich außerdem für die Förderung junger Nachwuchstalente einsetzt.


Georges Braque: Ein Leben neben Picasso

Es mag unfair sein, doch es ist eine Tatsache, dass die Geschichte sich nur an jene erinnert, die Neues, Spektakuläres, Unerhörtes geleistet haben. Entsprechend mag der Name Georges Braques (1882-1963) gelegentlich wohl in Zusammenhang mit Picassos (1881-1973) fallen – niemals aber würde jemand auf die Idee kommen, Picasso an Braque zu messen. Das Ungewöhnliche an diesem Schattendasein des französischen Künstlers, der dem gleichaltrigen und bereits berühmten Picasso im Dezember 1907 begegnet, ist allerdings, dass Braque sich auch niemals wirklich darum bemüht hat, aus dem großen Schatten des Freundes herauszutreten.

Georges Braque: Der "erlernte" Künstler

Im Gegensatz zu Picasso, der bereits im zarten Alter von fünf Jahren als Wunderkind gilt und schon wenig später die alten Meister kopiert, muss Braque, der 1882 in dem Pariser Stadtteil Argenteuil geboren wird, sein Handwerk erst erlernen. Hierzu besucht er ab 1899 Abendkurse an der Pariser Kunstakademie, macht ab 1900 eine Lehre zum Dekorationsmaler und nimmt Zeichenunterricht. In den folgenden Jahren besucht Braque die 'Académie Humbert' und macht sich intensiv mit der Pariser Kunstszene vertraut. Seine Vorbilder findet er vor allem in Paul Cézanne und den expressiv bunten Werken der Fauves, die er erstmals 1905 im 'Salon d’Automne' sieht. Als er im Jahre 1907 auf Picasso trifft, beherrscht Braque seine Kunst zwar, hat, im Gegensatz zum gleichaltrigen Picasso, der zu diesem Zeitpunkt bereits fünf verschiedene Stile beherrscht, jedoch noch nicht zu einem eigenen Stil gefunden.

Braque, Picasso und die Frage des geistigen Plagiats

Picasso - Les Demoiselles d’Avignon

History Stack - Pablo Picasso - Les Demoiselles d'Avignon – pixabay.com

Braque lernt Picasso über den französischen Autor Guillaume Apollinaire kennen, welcher Ersteren mit in das Atelier des Freundes nimmt. Hier sieht Braque Picassos Gemälde "Les Demoiselles d’Avignon", das als erstes kubistisches Werk der Kunstgeschichte gilt. Braque ist so beeindruckt von der vollkommen neuen und revolutionären Formensprache des Bildes, dass er in der Folge selbst erste Versuche mit der kubistischen Malweise unternimmt, die insgesamt sehr stark an die Picasso-Vorlage erinnern. Obgleich Picasso zu diesem Zeitpunkt bereits ein "Markenname" ist und die Kunsthändler sich um ihn reißen, während Braque überwiegend unbeachtet bleibt, entwickelt sich zwischen den beiden Künstlern eine enge Freundschaft, die unter anderem durch die gemeinsame Begeisterung für Cézanne getragen ist.

Ab 1908 verbindet die beiden auch eine intensive künstlerische Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Kubismus, die sich durch gegenseitige Kritik, Atelierbesuche und gemeinsame Projekte auszeichnet. So kommt es, dass sich viele der Bilder, die in der Zeit zwischen 1908 und 1914 auf der einen oder auf der anderen Seite entstehen, kaum eindeutig einem der beiden Künstler zuordnen lassen. So ist Braque der Erste, der mit gemalten Buchstaben, Etiketten und sog. Trompe-l’oeil-Effekten (illusionistische Malerei) arbeitet, was Picasso aufgreift und zu Materialcollagen weiterentwickelt, die den Eindruck der Zergliederung der Gegenstandes durch einen plastischen Effekt hervorrufen. Exemplarisch für diese Zeit sind etwa Bilder wie "Girl with a Cross" (1911), "Das Tischchen" (1913) und "Häuser in L’Estaque" aus dem Jahre 1908. Im gleichen Jahr findet auch die erste gemeinsame Ausstellung in der Galerie des Pariser Kunsthändlers Daniel-Henry Kahnweiler statt.

"Picasso und ich befanden uns gewissermaßen auf der Suche nach einer anonymen Persönlichkeit. Wir waren bereit, unsere Persönlichkeit auszulöschen, um Originalität zu finden.“, Georges Braque

Das wenig beachtete Spätwerk

Obgleich "Braque" der Kunstgeschichte natürlich ein Begriff ist, beschränkt sein Ruhm sich tatsächlich auf die Zeit zwischen 1907 und 1914, als er die Welt an der Seite Picassos in Würfel, Zylinder und Prismen zerlegte. Die gemeinsame Arbeit endet abrupt bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges, als Braque als Soldat dient und eine schwere Kopfverletzung erleidet. Den Pinsel kann er erst zwei Jahre später, nachdem er vollständig genesen ist, wieder aufnehmen – zu diesem Zeitpunkt hat Picasso sich bereits neuen, kühneren Projekten gewidmet. Neben spätkubistischen Arbeiten, die nach wie vor sehr an den früheren Freund erinnern, entsteht nun auch ein grafisches Werk: Braque schafft Radierungen, Lithografien und Holzschnitte. Ab 1939 widmet er sich außerdem der Bildhauerei.

Während Picasso auch im Alter das Genie, das "Wunderkind" bleibt und im Alter von 56 Jahren mit seinem Gemälde "Guernica" (1937) das Leid einer ganzen Volksgruppe auf Leinwand bannt, widmet Braque sich mit zunehmendem Alter wieder seinen fauvistischen Landschaften und synthetisch-kubistischen Landschaften und überlässt das öffentliche Interesse dem früheren Freund. Er tut dies sogar gänzlich ohne Groll: Selbst als junger Mann hatte Braque sich stets in einem gewissen Abstand zur Pariser Kunstszene bewegt, die Drogenorgien gemieden und sich stattdessen einem eher ruhigen Dasein mit seiner Lebensgefährtin Marcelle Lapre gewidmet. Anders als Picasso ist Braque niemals das Genie gewesen, das mit Freuden für seine Kunst gestorben wäre – und er hat sich auch nie als ein solches inszeniert.


Kubismus: Alle Perspektiven auf einen Blick

"Alles in der Kunst bildet sich aus Kugel, Kegel und Zylinder." Dieser Ausspruch Paul Cézannes beschreibt das Grundprinzip der (aus heutiger Sicht) revolutionärsten Neuerung in der Bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts: des Kubismus (franz. 'cube' = Würfel, Kubus). Die Stilrichtung entsteht um 1907 in Frankreich, wo sie den Fauvismus ablöst, und führt das Prinzip der künstlerischen Abstraktion, das durch die französischen Post- und Neoimpressionisten begründet wurde, zu einem neuen Höhepunkt: Anstatt durch perspektivische Verfremdung oder unnatürliche Farbgebung wird der Gegenstand im Kubismus mathematisch analysiert und in seine geometrischen Formen zergliedert.

Im Allgemeinen unterscheidet man in dieser Stilrichtung eine frühe, eine analytische und eine synthetische Phase. Der Einfluss des Kubismus auf die Klassische Moderne ist kaum zu überschätzen: Obgleich es niemals, wie etwa im Futurismus oder dem Fauvismus, ein "Manifest" bzw. theoretische Niederschriften gegeben hat, leitet der Kubismus in der Bildenden Kunst eine neue Denkordnung ein, die in der Folge sogar auf die Bildhauerei, die Architektur und die Plastik übergeht. Zu den wichtigsten Vertretern zählen neben Pablo Picasso auch Robert Delaunay und Georges Braque. Obgleich sich die Bewegung bis in die 1920er Jahre fortsetzt, treten mit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 bereits erste Zersetzungserscheinungen ein.

Frühkubismus ab 1907: Picasso und Braque

Pablo Picasso - Les Demoiselles d'Avignon

History Stack - Pablo Picasso - Les Demoiselles d'Avignon – pixabay.com

Als erstes „kubistisches“ Bild der Kunstgeschichte gelten die „Les Demoiselles d’Avignon“ (1907) des französischen Malers Pablo Picasso: Hier zeigen sich fünf Prostituierte frontal einem imaginären Betrachter, während sie durch die spezifisch perspektivische Darstellung jedoch zugleich selbst eine Art Betrachter-Position einnehmen. Picassos Bild zeigt mit der beginnenden Zersplitterung der Frauenkörper in kubenähnliche Formen und der Reduzierung der Farbpalette auf gebrochene Töne wie Braun, Grau und Blau bereits die „typischen“ Merkmale des Kubismus. Zeitgleich mit Picasso arbeitet um 1907 auch Georges Braque an ersten Entwürfen, in denen Gegenstand, Farbe und Raum auf ihre jeweiligen Grundelemente zurückgeführt werden. In der Forschung wird häufig darüber diskutiert, ob beide Künstler unabhängig voneinander zur kubistischen Methode fanden oder ob Braque von Picasso inspiriert wurde.

Analytischer Kubismus (1910-1912): Vom Konkreten zum Abstrakten

Der Analytische Kubismus entwickelt die geometrische Aufsplitterung des Körpers weiter, indem er den Fokus noch deutlicher auf die Form legt und das Kolorit stärker reduziert, während reinfarbige (häufig schwarze oder weiße) Linien zur motivischen Begrenzung eingesetzt werden. Anstatt das Abgebildete jedoch „nur“ in seine Grundelemente zu zerlegen, strebt der Analytische Kubismus danach, diesen Zerlegungsprozess sichtbar zu machen und die unterschiedlichen Perspektiven frontal in einer Ansicht miteinander zu vereinen. Das Prinzip der 'Simultaneität' ist geboren. So werden Ansichten aus unterschiedlichen Sichtwinkeln zeitgleich dargestellt, wodurch sich der konkrete Gegenstand auflöst und durch einander durchdringende Einzelformen gleichsam neu konstruiert. Im Analytischen Kubismus liegt das Hauptaugenmerk auf Alltagsgegenständen und -situationen. Beispielhaft steht hier Georges Braques Bild „Krug mit Violine“ von 1910.

Auch Picassos Materialcollagen zählen zum Analytischen Kubismus: Während die „Zersplitterung“ des Gegenstandes in der Malerei allein durch Form und Perspektive erreicht wird, nutzt Picasso Materialien wie Sand, Holz und verschiedene andere Textilien, um Simultaneität durch plastische Effekte zu erzeugen. Seine diesbezüglichen Arbeiten sind auch wegweisend für die sog. „Kubistische Plastik“, welches das Prinzip der Simultaneität auf dreidimensionale Arbeiten überträgt. Wichtige Vertreter sind hier auch der amerikanische Bildhauer Alexander Archipenko und der deutsche Künstler Rudolf Belling.

Synthetischer Kubismus ab 1912: Vom Abstrakten zum Konkreten

Pablo Picasso - Bildnis Fernande Olivier

HEN-Magonza - Pablo Picasso, Bildnis Fernande Olivie – pixabay.com

Ab 1912 löst der Kubismus sich vollständig vom konkreten Gegenstand und arbeitet nur noch mit geometrischen Einzelformen, die synthetisch, das heißt ohne Vorlage eines Motivs, zu „neuen“ Objekten zusammengefügt werden. Während der Analytische Kubismus also konkrete Gegenstände in ihre Einzelformen zerlegt, existieren im Synthetischen Kubismus nur noch die geometrischen Formen, welche frei zu neuen Kreationen kombiniert werden, die teilweise auch fließend ineinander übergehen. Insgesamt ist der Kubismus in dieser letzten Phase wieder deutlich „bunter“, indem mit einander überlagernden Farbflächen gearbeitet wird, die durch starke Konturen voneinander abgesetzt sind. Auch die Verwendung kräftig reiner Farben ist ein beliebtes Stilmittel des synthetischen Kubismus.

Neben Braque und Picasso, dessen „Bildnis Fernande Olivier“ (1909) zu den bekanntesten synthetischen Kunstwerken zählt, ist der spanische Maler Juan Gris einer der wichtigsten Vertreter dieser Stilrichtung. Gris sind auch die einzigen theoretischen Schriften zu dem Thema zu verdanken, welche sich jedoch ausschließlich auf diese letzte Phase des Kubismus beziehen. Zu den bekanntesten Werken Gris` zählen das „Portrait von Pablo Picasso“ (1912) und der „Harlekin mit Gitarre“ aus dem Jahre 1919.